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31. Sonntag im Jahreskreis, :Weihetag der Lateranbasilika, Geistlicher Impuls zu Joh 2,13-22

Der liturgische Kalender schiebt das Fest des Weihetages der Lateranbasilika am Sonntag vor den 32. Sonntag im Jahreskreis. Also muss dieses Fest ein wichtiges für die Kirche sein. Die Lateranbasilika, die Basilica di San Giovanni in Laterano, ist die älteste christliche Kirche im Römischen Reich und wurde im Laufe der Jahrhunderte die Mutter- und Bischofskirche Roms. Ihr Weihetag soll an die Weihe der Kirche durch Bischof Sixtus III. im 4. Jahrhundert erinnern und daran, dass Rom als Bischofsstadt eine universale Leitfunktion hat. Sie steht symbolisch für die Zugehörigkeit aller Katholikinnen und Katholiken zur einer ...
Katholisch in Köln-Mitte
Datum:
6. Nov. 2025
Von:
Marion Vosen

heiligen, apostolischen Kirche und für die Vereinigung von Kirche, Bischof und Gläubigen unter dem Primat des Nachfolgers Petri, also des Papstes. Soweit die Lehre.

Das Evangelium dieses Festtages beschreibt das Wüten Jesu im Tempel, der für ihn sein „Vaterhaus“ ist. Die sogenannte Tempelreinigung zeigt Jesus nicht mit einem Putzlappen, sondern mit einer „Geißel aus Stricken“ und in Rage. Ein für uns sehr ungewohntes Bild, denn vertrauter ist uns der friedfertige Jesus.

Für Jesus scheint es an dieser Stelle aber unerträglich zu sein, dass die Äußerlichkeit religiöser Riten und Pflichtübungen völlig unkritisch im Fokus steht (neben der Geschäftemacherei durch den Verkauf von Opfertieren) und das losgelöst davon, ob diese Menschen sich anderen gegenüber anständig verhalten. Dieses heuchlerische Verhalten kritisiert er immer wieder, gerade bei den besonders Frommen und „Rechtgläubigen“.

Wenn das Herz und die Liebe in einem Menschen wenig Raum einnehmen, dann nutzen auch keine religiösen Rituale, um dich mit Gott zu verbinden. Wer fromme Übungen tut und sich gemein und abwertend über Adere erhebt, lebt eben nicht im Einklang mit dem Willen Gottes. Und diese Ignoranz macht Jesus wütend.

Es eskaliert im Tempel. Das religiöse Establishment ist not amused und fragt nach der Berechtigung sich so aufzuführen. Jesus spricht für sie missverständlich von dem niedergerissenen Tempel, den er in drei Tagen wiederaufrichten will. Tatsächlich deutet er damit seinen Tod und seine Auferstehung an. Letztere ist dann die finale Bestätigung der Lehre Jesu durch Gott.

Deshalb mahnt mich dieses Evangelium auch selbstkritisch zu hinterfragen, wie sehr ich mich selbst auf der Teilnahme von religiösen Ritualen ausruhen und wie sehr ich vielleicht doch Menschen, denen ich begegne, Respekt und Zugewandtheit schuldig bleiben. Wie sehr ist die Zugewandtheit Jesu in mir zu einer Haltung geworden? Wie weit bin ich davon noch weg? Das dürfen sich heute am Weihetag der Lateranbasilika nicht nur alle Christinnen und Christen, sondern die ganze Kirche in ihrem Agieren und ihren Vollzügen fragen.

Im Namen aller Seelsorgerinnen und Seelsorger von Köln-Mitte, wünsche ich Dir eine schöne und gesegnete Woche.

Uli Merz, Diakon und geistlicher Leiter von Kirche für Köln in St. Michael in der Pastoralen Einheit Köln-Mitte