29. Sonntag im Jahreskreis, :Impuls zum 29. Sonntag im Jahreskreis

zu verrichten. So hat Jesus selbst nicht gelebt, und an frommem Geplapper hat er, wie er einmal sagte, kein Interesse.
Es stimmt, in der Bibel gibt es nirgendwo eine Abhandlung über oder eine theoretische Einführung ins Beten. Aber immer, wenn vom Gebet die Rede ist, wird deutlich: Der biblische Mensch betet nicht etwas. Er drückt auch nicht einfach nur seine Gefühle aus, sondern stellt den eigenen Lebensbereich in das Gespräch mit Gott. Er betet sich selbst, sein eigenes Leben auf Gott hin, bringt es vor ihm zur Sprache, und zwar wetter- und konjunkturunabhängig. Und ohne (was vielleicht manchmal unsere Versuchung ist) ständig seine geistliche Temperatur zu überprüfen und auf die eigenen Stimmungs-Hochs oder -Tiefs zu achten. Sein Beten ist verdichtetes Leben, es hat Bodenkontakt und Erdgeruch!
Hier darf alles seinen Platz haben, darf hin- und herschwingen zwischen Klage und Vertrauen. „Er ist der gegenwärtige Gott. So wie er dich vorfindet, so nimmt er dich“ (Meister Eckhart).
Der Glaube an Gottes Zugewandtheit stellt unsere Lebenswirklichkeit in viel größere Zusammenhänge als wir ahnen und gewöhnlich wahrnehmen.
So aber verwandelt uns das Beten. Es weitet das Herz und setzt in Beziehung.
Es macht aufmerksam dafür, dass Gott an jeder nächsten Ecke unseres Lebens auf uns wartet, lebendig und überraschend, und sagt: Hier bin Ich. Ich höre dich. Hab Vertrauen, fürchte dich nicht.
Sr. Edith Kürpick
Monastische Gemeinschaft der Schwestern von Jerusalem an Groß Sankt Martin in der Pastoralen Einheit Köln-Mitte